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Seit 11.9.2001 steht das Szenario der ganzen Welt vor Augen: Ein Linienflugzeug, gekapert von Terroristen. Die Terroristen drohen, das Flugzeug in ein Hochhaus zu steuern. Die Verantwortlichen stehen vor einer unendlich schweren Entscheidung. Was sollen sie tun? Das Flugzeug mit Hunderten von Fluggästen von Kampfjets abschießen lassen oder riskieren, dass vielleicht noch mehr Menschen sterben, wenn die Terroristen ihr Ziel erreichen, ihre Drohung wahr machen?

Intuitiv spüren wir, dass keine der beiden Alternativen akzeptabel ist. Beide Male sterben unschuldige Menschen, sie werden benutzt, ihr Tod wird in Kauf genommen, damit andere ihre Ziele erreichen.

Menschen dürfen aber nicht nur ein Mittel zum Zweck sein. Sie haben ihre Würde, ihren Zweck in sich selbst, und diese Würde ist unter allen Umständen zu achten. Die Menschenwürde darf und kann niemandem aberkannt werden. In diesem Sinne hat der Königsberger Philosoph Immanuel Kant den Menschenwürdegedanken in klassischer Weise für die moderne Gesellschaft formuliert. Seine Wurzeln reichen freilich viel weiter zurück. Die Bibel spricht von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Weil der Mensch das Ebenbild Gottes ist, gebührt ihm Schutz, dürfen andere Menschen nicht auf ihn zugreifen.

Aber das Dilemma bleibt: Was sollen die Verantwortlichen tun, wenn ein vollbesetztes Linienflugzeug zur fliegenden Bombe gemacht wird?

Das Bundesverfassungsgericht hat 2006 entschieden, dass das Flugzeug nicht abgeschossen werden darf. Die Richter haben sich um der Menschenwürde der unschuldigen Passagiere willen dafür entschieden, hier staatliches Handeln zu begrenzen. Diese Entscheidung wurde nicht nur begrüßt. Die Verfassungsrichter sahen sich gleichwohl in Übereinstimmung mit den Vätern des Grundgesetzes, die verhindern wollten, dass jemals wieder ein deutscher Staat die Menschenwürde seiner Bürger missachten könnte, indem sie in Art.1, Absatz 1 des Grundgesetzes formulierten: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“.

In einer Welt globaler Konflikte und vielfacher Gefälle in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht wird man jetzt und in Zukunft allerdings wohl weit mehr tun müssen, um allen Bürgern dieses Planeten ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.

 

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