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Wintermonate sind schön. Und Wintermonate sind schwierig. Das Schöne an der Zeit von Dezember bis Februar? Waren das der Duft im Advent und die Vorfreude auf Weihnachten, der erste Schnee und die roten Wangen bei Kälte? Aber natürlich gibt es auch Schneematsch, oder Weihnachten lag irgendwo zwischen vier und acht Grad plus, und im Neuen Jahr stehe ich wieder frierend an der Haltestelle. Es liegt so vieles brach in diesen Monaten. Manchmal fühle ich mich geradezu zum Überwintern gezwungen, um die Zeit bis zum Frühling rumzukriegen.

Der Jahreslauf besteht auch aus Wintermonaten. Manchmal empfinden wir einen Zeitabschnitt unseres Lebenslaufs als Wintermonate: Wir haben mehr Zeit für uns, aber wir fühlen uns auch von den Lebensenergien der Sommer- und Herbstmonate abgeschnitten. Krisen, Krankheiten, das Entdecken: „Mein Gott, ich bin alt geworden“ können Wintermonate sein.

Wenn die eigene Mutter, der eigene Vater gar dement geworden und an „Alzheimer“ erkrankt ist, kann das für die Kinder, die längst keine Kinder mehr sind, zu Wintermonaten werden: Man fühlt sich gekränkt – „Warum muss uns das passieren?!“ – und hilflos. Aber ich entdecke mit der Zeit, dass ich doch Hilfe bekomme und dass ich Hilfe annehmen kann. Und nach der anfänglichen Unruhe – und wenn wir ihn oder sie lassen – scheint der eigene Vater, die eigene Mutter manchmal ganz gut durch diese befremdliche Zeit zu gehen: durch die Wintermonate des Lebens.

Belastend bleibt manchmal: Ich weiß nicht, wie lange diese Zeit dauern wird. Hoffnungsvoll ist immer wieder: Nach dem Winter zeigt sich mit den ersten Blüten der kommende Frühling, und ich höre die Stimmen der Vögel. Die Sorgen, die ich mir gemacht habe, weichen.

Der, der auch die Kunst des Lebens gelehrt hat, Jesus, lenkt ähnlich den Blick auf die Natur: „Seht die Vögel unter dem Himmel: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?“ Ob ich einen Schatz an Erinnerungen habe?, denke ich, oder ob die Erinnerungen sich auflösen und ins „Meer des Vergessens“ übergehen: „Euer himmlischer Vater weiß, was ihr bedürfet“ (Matthäusevangelium Kapitel 6, Verse 26 und 32), um auf dem Weg von diesem in jenes Leben frei zu werden. Ähnlich den Zugvögeln, wenn sie zu ihrem großen Aufbruch starten. Und doch anders, weil wir nicht wiederkommen werden, sondern Heim gefunden haben.

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