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Das Unglück bei der Love-Parade 2010 in Duisburg war keine Naturkatastrophe. Es war, was passieren kann, wenn zehntausende Menschen durch einen engen Tunnel auf ein Veranstaltungsgelände gelangen sollen. An jedem Jahrestag, dem 24.Juli werden diese Bilder wieder präsent sein. Vor allem bei denen, die als Besucher der Love-Parade und als Helfer vor Ort die Zuspitzung der Ereignisse erlebten, durchlebten. Immer wieder die Bilder von Menschen in Panik. Immer wieder die eigene Angst. Die eigene Beklemmung. … 
Diese Geschehnisse spielen sich auch Jahre später immer wieder ab. Erzählen hilft, war früher in der Nachsorge bei belastenden Ereignissen die Hauptdevise. Ja, erzählen kann helfen. Aber es gibt verstärkt auch Stimmen von Traumatherapeuten, die hier zur Vor- und zur Umsicht mahnen. Eine Konfrontation mit dem Trauma sollte im geschützten Rahmen stattfinden. Der Schutzraum ist wichtig für diejenigen, die sich der traumatischen Erfahrung stellen und auch für diejenigen, die selbst noch nicht soweit sind:
Die Bilder, auch die Eindrücke werden durch die Berichte bei vielen Betroffenen die Wunden wieder aufreißen…

Unzählige Betroffene und Angehörige müssen seither mit ihren Erlebnissen weiterleben, ihr Alltag hat sich verändert. Sie leiden darunter, dass sie nicht helfen konnten oder über andere hinweg getrampelt sind. Vielleicht leiden sie auch darunter dass sie überlebt haben, während Freunde starben. Die Weigerung der Verantwortlichen in den ersten Monaten, öffentlich auch die moralische Verantwortung zu übernehmen, erschwert die Trauerarbeit, so die Meinung der Traumaforscher. Aber weil es nicht nur darum ging, sondern auch um Schadensersatzansprüche, um Schmerzensgeld, war dieser Schritt schwierig.

Verantwortung bedeutet: Rückgrat haben, sich als Menschen zeigen, den Schmerz anderen verstehen und darauf antworten. Manchmal wird das Schweigen nach menschengemachten Katastrophen deshalb noch erschreckender und lähmender erlebt, weil die menschlichen Verantwortlichen sich hinter eine bürokratische Mauer der Sachzwänge zurückziehen.

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