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Hab ich schon wieder zuviel gequatscht. Hab ich schon wieder nicht darauf geachtet, wie sich mein Gegenüber gerade fühlt. Sorry, wollte ich nicht. Sorry, ich bin mir aber sicher, dass das wieder passiert. Sorry, aber nicht, weil ich mir keine Mühe gebe.

Eine wirkliche Entschuldigung, wenn man jemandem Unrecht getan hat, ist ja eine ziemliche Überwindung. Ein Problem steht im Raum, das bearbeitet werden sollte und es bleibt das Risiko, dass der Mensch gegenüber die Entschuldigung nicht annimmt und man abgewiesen wird.

Da ist doch ein schnelles, „Sorry!“ ganz praktisch. Es ist kurz und man muss den Fehler nicht analysieren. Man macht die Untat durch ein kurzes „Sorry!“ zu einer Lappalie und setzt das Verzeihen voraus.

Es scheint ein stilles Abkommen zu geben. „Sorry!“ ist die Ablasswährung für unsere längst von uns selbst und unseren Mitmenschen akzeptierten kleinen und großen Macken, unser Blankoschein, wenn wir nicht wissen, wie die Umwelt auf unsere mehr oder weniger radikalen Äußerungen reagiert. Deswegen muss ein „Sorry!“ aber längst nicht unehrlich sein. Wir haben ja schließlich erkannt, dass wir einen Fehler gemacht haben.

„Komm, es tut mir Leid, lass uns drüber reden“ ist für die großen Konflikte reserviert und gar nicht so einfach. Vor allem geht es nicht so automatisch mit Verzeihen einher, wie ein „Sorry!“

Sorry, vielleicht sind wir einfach nur zu bequem. Vielleicht sollten wir doch auch nach vermeintlichen Lappalien öfter innehalten und überlegen: Passiert mir das häufiger? Wie ist mein Verhältnis zum Gegenüber? Gibt es Unausgesprochenes? Oder eine andere Ursache? Vielleicht kommen wir uns dadurch näher, als wenn wir unsere Fehler und Konflikte zwar einsehen, aber die Herausforderung nicht annehmen, ernsthaft an ihnen zu arbeiten. Hier müssen wir also abwägen, ob es sich um eine Lappalie handelt oder nicht.

Bei Lappalien bleibt am Ende ein „Sorry!“ trotzdem wertvoll und ist schon der erste Schritt, wo ein Schweigen den anderen eher verletzen würde.

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