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Das Jahr ist alt geworden. Es klingt aus und endet. An seinem Ende steht der Silvestertag. Er ist kein eigentlich christliches Fest. Die Bezeichnung „Silvester“ bezieht sich auf den Gedenktag des römischen Bischofs Silvester, der im 4. Jahrhundert lebte. Dieser Tag markiert für mich den Übergang in ein neues Jahr. Der Silvesterabend steht mir als Sinnbild für Abschied vom alten und Start ins neue Jahr vor Augen. In meiner Kirchengemeinde feiern wir eine Jahresschlussandacht. Das ist ein festlicher und ernster, sehr stiller Gottesdienst, geprägt von Rückschau und Zwischenbilanz.

Was war gelungen im vergangenen Jahr? Von wem mussten wir Abschied nehmen? Wo steht eigene Schuld quer und verwehrt noch den Übergang? Wofür möchten wir Segen erbitten? Am Silvestertag steht die vergehende Zeit im Mittelpunkt. Eine alte Ordnung verändert sich. „Weckt uns rechtzeitig vor Mitternacht“, baten unsere Kinder als kleine Jungen und Mädchen, um das Silvesterfeuerwerk nicht zu verpassen. Doch fast immer verschliefen sie den Wechsel der Jahre. Als sie älter wurden, bestiegen wir gemeinsam den Kirchturm, um alle vier Glocken um Mitternacht zu läuten.

„Nun schlägt die Stunde Mitternacht. / Die Zeit steht an der Wende. / Das Altjahr ist zu End gebracht, / nun fährt es hin mit schwerer Fracht / und sinkt in Gottes Hände“, dichtet Arno Pötzsch. Und seinen Text hatte ich beim Glockenläuten als kleines Blatt dabei, bis ich ihn dann auswendig kannte. Wenn ich eine schwere Fracht in Gottes Hände sinken sehe, wird mir deutlich, dass ich mich allein auf Gottes Wirken in dieser Welt verlassen soll, auch wenn ich meine, dass Gott unendlich fern sei.

Seit vielen, vielen Jahren feiern wir Silvester mit unseren besten Freunden. Im Wechsel besuchen wir uns gegenseitig. In den ersten Jahren waren unsere Kinder dabei. Seit einigen Jahren sind wir zu Viert. Auf Feuerwerkskracher verzichten wir inzwischen. Wir mögen lieber den leisen, ernsten Übergang. Und inzwischen ist unsere Dankbarkeit viel größer als unsere Angst vor einer unmenschlichen Zukunft. Auch unsere Lebenszeit steht an der Wende. Wenn sie in Gottes Hände sinken könnte, wäre auch dieser Übergang erreicht.

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