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"Seefahrt, das bist am Ende ganz allein Du und das Meer." Dieser Satz eines Seemannes stand auf einem Plakat der deutschen Seemannsmission, heute vor ziemlich genau 30 Jahren, als ich meinen Zivildienst im Seemannsheim Hamburg-Altona antrat. Dieser Satz hat mich berührt und seitdem immer wieder beschäftigt. Um es gleich zu sagen, ich bin zwar selbst nie zur See gefahren, aber die Menschen auf den Schiffen haben mich begeistert, ich habe Gelegenheit gehabt, sie in verschiedensten Situationen ganz aus der Nähe zu sehen und das hat meiner Meinung über sie sehr gut getan.

Seeleute, das sind Menschen, die buchstäblich alles verlassen, um auf Schiffen ihr Geld zu verdienen. Sie sind über lange Monate getrennt von allem, was Sicherheit gibt, haben keinen "festen Boden" unter ihren Füßen. Da sie auf ihrem Arbeitsplatz leben, haben sie keine Möglichkeit zum Rollenwechsel, das unterscheidet sie grundlegend von den Menschen an Land. Die selbst bestimmte Freizeit in den Häfen wird damit immer kürzer und kostbarer.

Seit 20 Jahren bin ich als Seemannsdiakon Leiter des größten Seemannsclubs in Deutschland und es ist meine Aufgabe, Seeleute diese kurze Zeit einerseits in einer Atmosphäre der Sicherheit und Ruhe, andererseits eine Umgebung der vielfältigen Möglichkeiten, erleben zu lassen.

Der internationale Seemannsclub DUCKDALBEN liegt mitten im Hamburger Freihafen, unmittelbar in der Nähe der Umschlagsanlagen. Seeleute aus allen Kontinenten besuchen den Club, der an allen sieben Wochentagen, vor allem in den späten Nachmittags- und Abendstunden, geöffnet hat. Viele von ihnen hätten ohne den Club in Hamburg aus Zeit- oder Geldmangel keine Gelegenheit zum Landgang, könnten also ihren Wohn-und Arbeitsplatz nicht verlassen. Die drei Kleinbusse des Clubs legen jährlich ca. 160.000 km zurück und befördern dabei über 30.000 Seeleute. Wir bieten unseren Gästen sowohl Geselligkeit und Zerstreuung als auch konkrete Hilfestellung. Rund 110 Seeleute besuchen uns täglich, die meisten kommen von den Philippinen, aber auch Ägypter, Inder, Polen, Ukrainer, Koreaner, Iraner und Rumänen sind zahlreich vertreten. Insgesamt hatten wir schon 158 Nationen zu Gast, darunter Seeleute aus Myanmar, Kiribati und Tuvalu.

Für sie alle sind wir gleichzeitig Internet- Café, Kneipe, Varieté, Kiosk, Bank, Postamt, Telefonvermittlung, Beratungszentrum, Kino, Wechselstube, Spielhalle mit Billard, Kicker, Tischfußball, Tischtennis und Dart, Bücherei, Sport- und Ausflugsorganisator, Fremden- verkehrsbüro, Kurier und Taxi und eben auch Kirche (Moschee, Tempel, Synagoge).

An Bord erleben sich die Seeleute auf ihre bloße Arbeitskraft reduziert, sie haben darum manchmal das Gefühl zu schrumpfen und empfinden jeden Tag als Montag. Im Club werden sie als Mitmenschen und Freunde angesehen, das läßt sie wachsen, jeder Tag mit der Möglichkeit zum Landgang wird so zum Feiertag. Der zumindest telefonische Kontakt zu den Liebsten in der Heimat und die Möglichkeit, andere Menschen zu treffen, sich anderen mitzuteilen und einmal nicht fremdbestimmt zu sein, das bezeichnen wir als "support of seafarers´ dignity"- Hafen und Unterstützer für die gottgegebene Würde der Seeleute. Damit die Einsamkeit nicht zur Vereinsamung führt, damit Seeleute immer wieder spüren und erleben, da ist mehr als nur Meer um mich, brauchen sie die Seemannsmission, brauchen sie menschliche Berührung, den "human touch" der Kirche in der maritimen Welt.

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