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„Der Christ treibt dann gute Theologie, wenn er ... mit Humor bei der Sache ist!“ So schreibt Karl Barth, einer der wichtigsten Theologen des 20. Jahrhunderts. Ich bin an diesem Satz hängen geblieben, fasziniert aber auch verstört. Humor als Qualität der Theologie? Lachen als Wesenszug des Glaubens? Die Wahrheit Gottes ist doch eine ernste Sache. Lachen gehört in den Fasching. Aber am Aschermittwoch ist alles vorbei, und dann kommt das Christlich-Wesentliche: Fastenzeit und Passion!

In Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“ kämpft der Mönch Jorge erbittert gegen die Verbreitung der Abhandlung des Aristoteles über die Komödie. In dessen Philosophie des Lachens sieht Jorge das Schlimmste: „Das Lachen ist die Schwäche, die Hinfälligkeit, die Verderbtheit unseres Fleisches. Es ... vertreibt dem Bauern für ein paar Momente die Angst. Doch das Gesetz verschafft sich Geltung mit Hilfe der Angst, deren wahrer Name Gottesfurcht ist. An diesem Buch könnte das neue und destruktive Trachten nach Überwindung des Todes durch Befreiung von der Angst entstehen.“

Jorge hat recht. Lachen befreit. Humor ist eine widerständige Kraft. Humor ist eine Fähigkeit, sich von den Widrigkeiten des Lebens nicht verschlingen zu lassen, sondern einen Schritt zurück zu treten, die Widersprüche und Sprünge zu entdecken und komisch zu finden, sich zu distanzieren. Humor ist eine Lebensweisheit, die dem, was ist, nicht das letzte Wort, nicht die alleinige Macht lässt. Humor ist eine Haltung, die vor allem auch sich selbst nicht ganz so ernst nimmt. Humor ist die Fähigkeit, sich neben sich zu stellen, über sich selbst zu lachen.

Dieses Lachen – nicht der schenkelklopfende Spaß, der jedes Leiden übertüncht – sondern solches Lachen, das die Welt sehr ernst nimmt und gleichzeitig in ihre Schranken weist, ist eine zutiefst christliche Haltung, so denke ich. Denn dieses Lachen gibt Gott die Ehre und den Dingen wieder das Gewicht, das ihnen zusteht, und nicht mehr – und zwar nicht allein im Fasching, wo alle Regeln außer Kraft sind, sondern gerade da, wo es eng und schwierig wird.

So dichtet Paul Gerhard in seinem Osterlied (eg 112): Die Welt ist mir ein Lachen, mit ihrem großen Zorn,sie zürnt und kann nichts machen,all Arbeit ist verlorn. Der Tod mit seiner Macht wird’ nichts bei mir geacht’: Er bleibt ein totes Bild, und wär er noch so wild.

Und Hanns Dieter Hüsch:
Was macht, dass ich so unbeschwert
Und mich kein Trübsinn hält
Weil mich mein Gott das Lachen lehrt,
wohl über alle Welt

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