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Als ich in die freiwillige Feuerwehr eingetreten bin, da mutete es schon ein wenig merkwürdig an, als ich vom Ortsbrandmeister zum ersten Mal mit „Feuerwehrkamerad“ angesprochen wurde. Ich empfand den Begriff „Kamerad“ als veraltet und geschichtlich belastet. Ich kannte ihn nur aus meiner Zeit als Wehrpflichtiger bei der Bundeswehr und die war lange her.

Doch seit diesem Einsatz mit der freiwilligen Feuerwehr weiß ich, was Kameradschaft bedeutet: Wir müssen ein verqualmtes Einfamilienhaus nach möglichen Opfern absuchen. Man kann die eigene Hand nicht vor Augen sehen. Truppweise, d.h. immer zu zweit, durchsuchen wir unter Atemschutz Raum für Raum. Wir tasten uns im Kriechgang vorsichtig voran. Hinter mir mein Feuerwehrkamerad. Ich höre ständig das Geräusch seines Atmens aus seinem Atemschutzgerät. Er ist dicht hinter mir. Dieses Geräusch gibt mir Sicherheit, nicht allein zu sein. Dann ist das vertraute Geräusch plötzlich weg. Mein Kamerad ist weg.

Irgendwo ist er zurückgeblieben oder in einen anderen Raum abgebogen, ohne dass ich es bemerkt habe. Unsicherheit kommt in mir auf. An meiner Sicherheitsleine, ich habe sie am Hauseingang befestigt, folge ich den Weg zurück. Unterwegs stoße ich auf ihn. Er ist zurückgeblieben, weil ihn etwas aufgehalten hat. Und dabei bin ich ihm dann abhanden gekommen. So soll es nicht sein. In einem Einsatz muss man immer zusammenbleiben. Falls etwas passiert. Damit man sich gegenseitig helfen und unterstützen kann.

Im Gespräch nach dem Einsatz hat er mir erzählt, dass es ihm genauso ergangen ist wie mir. Solange wir zusammen waren, war dieser Einsatz für ihn nichts Außergewöhnliches. Oft hatten wir ja derartige Szenarien geübt. Und - Gott sei es gedankt - waren auch keine Personen im Haus, die hätten zu Schaden kommen können. Doch als er mich verloren hatte, da war auch seine innere Sicherheit weg.

Seitdem kann ich mit dem Begriff „Kamerad“ oder „Kameradin“ etwas anfangen. Denn es geht darum, dass ich mich auf jemanden verlassen kann, wenn es schwierige Situationen zu bewältigen gibt. Unabhängig davon, ob ich mit jemandem befreundet bin oder nicht, mich mit jemandem verstehe oder nicht.

 

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