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In dem kleinen französischen Dorf ist alles in Ordnung. Das Leben ist fromm und streng und zuchtvoll, darüber wachen Pfarrer und Bürgermeister. Da zieht die unverheiratete Vianne mit ihrer Tochter ins Dorf. In die Kirche geht sie nicht, und dann eröffnet sie auch noch einen Laden, einen Schokoladenladen, in der Fastenzeit! Plötzlich machen die Bewohner eine Rechnung auf: Gut gegen böse. Das Fundament der Regeln gegen das Fundament des Genusses. Sie grenzen sich ab gegen die Andere, Fremde. Kann Vianne bestehen, sie selbst bleiben? Der Film „Chocolat“ fragt, wieviel Veränderung im Lebenslauf erträglich ist oder notwendig. Dies sind auch die Themen des Fundamentalismus.

Diese Themen sind auch meine, auch ich brauche etwas, das mir Halt gibt. Das, was mir den größten Halt gibt, dafür brenne ich am meisten. Etwa mein Glaube. Aber das ist noch kein Fundamentalismus. Erst, wenn die Angst kommt, und jemand meint, sein Fundament absichern zu müssen gegen alle Veränderungen, gegen das moderne Leben etwa oder die Gesetzmäßigkeiten der Naturwissenschaft. Dann wollen Menschen ihren Glauben absichern, sie verlangen, dass die Bibel oder der Koran wortwörtlich verstanden werden, Widersprüche ausgemerzt und Abweichler zum Schweigen gebracht werden.

Alle und alles wird in richtig und falsch eingeteilt, gut und böse. Und gegen die Bösen muss gekämpft werden. Auch in „Chocolat“ bricht die Gewalt aus. Allerdings nicht beim Pfarrer oder Bürgermeister, sondern bei einem Schlägertyp, dem seine Frau weg gelaufen ist und der das der verführerischen Macht der Schokolade zuschreibt. Nicht die Religion ist gewalttätig, auch nicht, wenn sie streng ist. Menschen sind es, die zur Gewaltausübung neigen. Und wer im Namen Gottes zur Gewalt aufruft, missbraucht den Glauben und die Gläubigen.

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