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Ich schließe die Augen und atme tief ein.
Ich will das jetzt ganz bewusst erleben. Ich komme gerade vom Briefkasten, den ich mit zittrigen Händen aufgeschlossen habe. Schon lange warte ich auf diesen Brief. Er enthält das Abschlusszeugnis meines Studiums. Vier Jahre meines Lebens, in denen ich mich dem Lernen, der Konzentration, aber auch dem Neuen in einer anderen Stadt verschrieben hatte. Dieser Abschnitt ist vorbei.

Ich bin noch einmal in eine andere Stadt gezogen, stehe in meiner neuen Wohnung und freue mich über diesen Augenblick. Ein Abschnitt meines Lebens ist vorbei und das markiert dieser Brief für mich. Ich weiß, was in dem Zeugnis steht, das in diesem immer noch verschlossenen Umschlag steckt. Und trotzdem ist es mir wichtig, mir dafür Zeit zu nehmen. Es zu genießen, dieses Stück Papier genau anzusehen.

Ich weiß, ich kann stolz auf mich sein. Dieses Gefühl gönne ich mir nur selten. Aber heute gönne ich mir das Gefühl. Ich setzte mich. Ich halte das Abschlusszeugnis meines Studiums in der Hand. Es ist ein Moment des Innehaltens. Diese besonderen Momente, in denen wir unser Leben auf ganz bewusste Art und Weise empfinden und erleben.

Während ich mit dem Brief in der Hand über meine Studienzeit nachdenke, spüre ich eine unbestimmte Gewissheit. Das Gefühl, das sich in mir breitmacht, ist Dankbarkeit. Ich sehe, wie viel ich erleben durfte, bis ich an diesen Punkt gekommen bin. Ich weiß, dass es Zeiten in meinem Studium gab, in denen ich mich ganz und gar nicht dankbar gefühlt habe, in denen mich der Stress und der Druck mürbe gemacht haben. Zeiten, in denen ich mich nach mehr gesehnt habe, als nach Anerkennung meiner Leistung.

Und auch wenn es manchmal schwierig war, habe ich versucht mir zu sagen, dass da mehr ist. Dass da jemand ist, der in mir mehr sieht als einen Menschen, der nach seiner Leistung beurteilt wird. Einer, der mich annimmt, so wie ich gerade bin, so wie ich mich gerade fühle.

Es ist nicht immer leicht, daran zu glauben, an diese unbedingt zugesagte Liebe Gottes an uns Menschen. Wie kann man diese erleben, diese erspüren?

Ein Weg für mich, Gott zu erleben die Musik. Ich singe im Chor, oft singen wir geistliche Lieder. Über den Reichtum an Glaubensaussagen in diesen Stücken wundere ich mich immer wieder. Und selbst, wenn es im Text nicht um Gott geht: Etwas Göttliches liegt immer der Musik. Etwas, das mich tröstet, das mich berührt, das mich packt.
Das Zusammenspiel der Stimmen und der Instrumente. Die Schönheit, die darin liegt.

Das Gefühl, das mich beim Singen ergreift, lässt mich glauben. Glauben an die Zuversicht, an das Gute im Menschen, an die Zukunft, an die Schönheit der Schöpfung und auch an die Nähe Gottes. Ich schließe die Augen und atme tief ein.

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