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Wenn ich früher bei meiner Oma übernachtete, erzählte sie mir zum Einschlafen immer Geschichten. Zum Beispiel wie sie in den Ebersberger Forst zum Erdbeerpflücken ging. Noch heute kann ich mir vorstellen, wie meine Oma die Waldwege entlang stürmte, bis sie auf einer Lichtung kleine rote Beeren im Gras erblickte...

Ich kaufe meine Erdbeeren im Supermarkt, in Plastikschälchen und in Zellophan verpackt. Obwohl man sie so einfach bekommt, sehe ich oft Felder, auf denen man Erdbeeren selbst pflücken kann. Manchmal sind diese Erdbeeren teurer, als die im Supermarkt, sie sind nicht weniger belastet, wachsen oft sogar neben einer Straße, und dann muss man sie auch noch selbst ernten. Warum machen die Leute das?

Vergangenes Jahr bin ich mit einer Freundin auf so ein Erdbeerfeld gegangen. Bereits nach zehn Minuten floß mir der Schweiß in Strömen den Nacken hinab, mir war heiß, mein Rücken tat weh, ich hatte in zig Spinnen und Schnecken gefasst... Wichtig aber war nur die nächste Erdbeere: Schön? Reif? Angefault? Und die nächste, die nächste,... Fünf Kilo Erdbeeren! Fünf Kilo Meditation, Reduziertsein auf den kommenden Schritt, den Alltag hinter sich lassen und bei dem sein, was man tut.

Wie schön ist es, mal nicht zu denken, für nichts verantwortlich zu sein, als für die nächste Erdbeere, nicht gedanklich immer schon zehn Schritte voraus sein zu müssen. Vielleicht sollten wir öfter den Versuch wagen und uns darauf einlassen, bei dem zu sein, was wir tun.

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