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„Du bist ein richtiges Phlegma“ konstatierte meine Mutter früher übellaunig, wenn ich mich in ihren Augen wenig energiegeladen zeigte. Im Garten arbeiten, Sport treiben, Einkaufen und was in elterlicher Perspektive sonst noch zu tun ist, um zu einem gesunden, verantwortungsbewussten Menschen heranzureifen, lag mir nicht so. Ich hob höflich die Beine hoch, wenn meine Mutter mit dem Staubsauger vorbeigeschossen kam und sah ansonsten zu, dass ich meiden konnte, was den Körper stählt. Meine Energie investierte ich neben den schulischen Pflichten in das Ausleihen, Heimschleppen und Lesen von Büchern – was meiner Mutter zwar insgesamt als sinnvoll, aber in seiner Ausschließlichkeit eben doch als einen Hauch zu träge erschien.

Energie, so sagen die Physiker, ist die Fähigkeit eines Körpers, Arbeit zu verrichten. Da gibt es neben der Wärme- auch elektrische, magnetische und Masseenergie – und natürlich, wie im richtigen Leben, potentielle und Bewegungsenergie, die verloren gehen oder gewonnen werden kann. Leuchtet ein: Eine gewisse, spirituelle Geruhsamkeit kann durchaus zu anhaltendem Energiegewinn führen.

Andererseits: Die hehren Ziele, die manche sich setzen, erreichen sie auch – aber mit dem Ergebnis gelegentlicher oder totaler Erschöpfung. Das Burn-out-Syndrom, das Gefühl, total ausgebrannt zu sein, ist eine der beklemmenden „In“-Krankheiten. Anders als in physikalischer Betrachtungsweise ist die gesamte Energiebilanz beim Menschen eben nicht immer gleich.

In der Bioenergetik lernt man, wie lebendige Organismen Energie gewinnen, speichern und nutzen. Jeder weiß es so ungefähr: Pflanzen stellen mit Hilfe der Sonnenenergie Kohlehydrate, Zucker und Stärke her. Die Strahlungsenergie der Sonne wird in chemische Energie umgewandelt und gespeichert. Nach der Aufnahme pflanzlicher Kohlehydrate in Nahrungsform lässt sich die chemische Energie in andere Energieformen umwandeln – in Bewegung, in Wärme... „Wer an mich glaubt“, sagt Jesus beim Evangelisten Johannes, „von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Glaube ist Allerweltsnahrung für unterwegs, er bringt auf Trab, veranlasst zu klugen Boxenstops und reicht auch noch lässig für andere.

In der Bibel haben die überirdischen Wesen Energie und Wirksamkeit. Göttliche Energie spiegelt sich in der Weisheit; Feuer, Wind, Wasser, Luft und Sterne haben Energie – weniger allerdings als der, der sie geschaffen hat. Gott kann mit seiner Energie schlichtweg alles bewirken – ohne den Menschen Eigenverantwortung und das Ringen um Einsicht und Entscheidungen abzunehmen.

Zurück zur Bioenergetik. Bei allen Umwandlungen von Energie geht ein Teil von ihr in Form von Wärme verloren und steht dem Organismus nicht mehr zur Verfügung. Wer ungeheuren Einsatz für seine Arbeit, für andere Menschen bringt, wer auch im Auftrag des Herrn powert und immer noch einmal nachlegt, der spürt nach einer Weile schon: Die Ströme lebendigen Wassers fließen nicht automatisch – sie müssen von ihrer Quelle gespeist werden.

Körper, Geist und Seele brauchen äußeres und inneres Licht, brauchen die Zuführung von Lebens-Mitteln, um – energiegeladen - existieren zu können. Mars, so der Werbespruch für einen Schokoriegel, bringt verbrauchte Energie sofort zurück. Mag sein. „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ ist die dynamische Devise Gottes. Sie hält bestimmt länger vor – mindestens ewig.

 

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