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Es ist kalt hier am Ende der Welt. Die Kraft ist weg, die Hoffnung schon längst. Es geht nicht mehr. Das Leben ist unerträglich geworden. Müdigkeit, Angst, Unruhe oder völlige Leere und Gleichgültigkeit sind die einzigen Gefühle, die noch spürbar sind. Wenn überhaupt noch etwas spürbar ist.

Zugleich kommt der Selbsthass wie ein Schlag in die Magengrube. Jemand ruft an und fragt, ob ich weggehen möchte. Falls es überhaupt dazu kommt, dass ich das Telefon abnehme, sage ich ab. Denn es geht nicht. Nichts geht mehr. Eigentlich möchte ich die Menschen, die mir lieb sind, sehen, möchte ihnen mitteilen, dass das eigene Leben nur noch am seidenen Faden hängt. Aber es ist nicht möglich. Dafür hasse ich mich.

Wo ist eigentlich Gott in diesen Momenten? Wie kam er auf die Idee, eine solche Krankheit in die Welt zu lassen, die mich förmlich niedermetzelt, die mich isoliert, die mir entreißt, was ich aufgebaut habe? Wieso mutet er mir diese unglaubliche Unerträglichkeit zu? Es ist kaum zu formulieren, was eine Depression mit einem Menschen anstellen kann. Außenstehende werden es vielleicht nie wirklich verstehen.

Die Frage nach Gott habe ich mir nie so richtig beantworten können. Dennoch habe ich für die ganz schwierigen Momente meine Lieblingsverse. Es sind keine hoffnungsvollen Verse, sie reden nicht davon, dass alles schon wieder werden wird. Einen solchen Gedanken kann man in einer Depression gar nicht fassen. Nein, sie drücken vielmehr aus, was so unformulierbar ist. Einer der Verse ist aus meinem Lieblingsbuch Kohelet. Er steht in 2,17 und lautet:

„Darum verdross es mich zu leben, denn es war mir zuwider, was unter der Sonne geschieht, dass alles eitel ist und Haschen nach Wind.“

Dieser Vers hört sich in meinen Ohren schön an, weil er mir wie das ganze Buch Kohelet zeigt, dass ich mit meinen Gedanken und Gefühlen nicht alleine bin. Gerade die Hoffnungslosigkeit, die in Kohelet oft spürbar wird, kann mich manchmal auffangen und ein Trost sein.

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