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Muss ich als gläubiger Christ mein Denken ausblenden?
Oder fordert mein christliches Leben gar von mir, dass ich einen unkritischen Glauben lebe?
Dass ich ohne zu hinterfragen, die Bibel lese und die biblischen Glaubensvorschriften eins zu eins auf mein Leben anwende?

So könnte ein Schüler seinen Religionslehrer befragen.

Ich würde mit einem klaren Nein auf die Fragen des Schülers antworten und von Martin Luther erzählen. Martin Luther war gläubig und er hat die Bibel studiert. Er hat ein, zu dieser Zeit gängiges System hinterfragt, hat nachgedacht und seine 95 Thesen formuliert. Seine 54. These lautet: Unrecht geschieht dem Wort Gottes, wenn in ein und derselben Predigt den Ablässen gleichviel oder längere Zeit gewidmet wird wie ihm selbst. Für Martin Luther stand die Liebe und die Gnade Gottes im Vordergrund. Deshalb sollte in einer Predigt auch darauf der Schwerpunkt liegen. Die Zuhörer sollten in erster Linie von Gottes Liebe erfahren und nicht mit dem Bild eines strafenden Gottes verängstigt werden. Dies ist nur ein Beispiel, wie Martin Luther mit scharfem Verstand die Praxis in den Kirchen analysiert und Stück für Stück Widersprüche aufgedeckt hat. Luther hat nachgedacht, um den Glauben stark zu zu machen.

Das bedeutet für mich heute, dass ich durchaus über schwierige Bibelstellen nachdenken kann und deshalb nicht als ungläubig gelten muss. Einige Bibelstellen fordern mein Nachdenken geradezu heraus. Ich lese die Bibel als ein Buch von Glaubensaussagen und Glaubenserzählungen. Gleichnisse kann ich auf mein Leben oder meine Lebenssituation übertragen und dadurch vielleicht neue Wege denken. Die biblischen Glaubensgeschichten werden durch meine eigene Geschichte erweitert, auch wenn diese möglicherweise kritisch ist. Denn Denken ist absolut erlaubt!

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