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Der Tod ist mein Hobby. Die Traueranzeigen in meiner alten Heimatzeitung ziehen mich magisch an. Immer wieder blättere ich durch die Seiten. Dabei entdecke ich auch frühere Bekannte oder ehemalige Nachbarn. Mir liegt viel daran, auf dem Laufenden zu bleiben. Auch finde ich interessant, wie unterschiedlich die Anzeigen gestaltet sind. Klein und unscheinbar oder großflächig. Mit Bildern des Verstorbenen oder mit Bildern von Dingen, die er oder sie liebte. Farbig oder schwarz-weiß, blumig umrahmt oder in klassischer Rechteckform – alle Spielarten sind vertreten.
Viele Anzeigen verdeutlichen, mit welch starken Gefühlen die Angehörigen an ihre Verstorbenen denken. Besonders rühren mich dabei die liebevollen Worte. „Du wirst für immer in unseren Herzen bleiben“ lese ich. Oder Verse aus der Bibel wie ,,Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ und ,,Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis“. Es gibt Traueranzeigen, die erinnern jedes Jahr an Menschen, die schon länger gestorben sind. Insgesamt verraten die Anzeigen viel über die verstorbene Person und die Angehörigen.
War es ein Abschied, der Leben und Sterben voller Vertrauen in die Hände Gottes legt?
Oder bleiben Familie und Freunde fassungslos zurück?
Immer öfter fallen mir besondere Traueranzeigen auf. Sie sind meist klein, man kann sie leicht übersehen. In diesen Anzeigen sind keine Namen von Angehörigen oder Freunden. Nur der Name eines Bestattungsinstituts und der Hinweis, dass ein Verstorbener seine letzte Ruhe im Hinterzimmer eines Bestatters finden wird.

Das macht mich nachdenklich. Ich denke daran, wie Menschen früher mit dem Tod umgegangen sind. Zumindest in ländlichen Gebieten war er ein natürlicher Teil des Lebens und oft trauerte das ganze Dorf zusammen mit der Familie. Der Verstorbene blieb noch einige Zeit zu Hause aufgebahrt, so dass jeder die Möglichkeit hatte, sich zu verabschieden. Die Angehörigen haben ihn für die letzte Ruhe gewaschen und eingekleidet. Es gab ein Trauerjahr, in dem man sich besonders an den Toten erinnerte und eher zurückgezogen lebte. Familie und Freunde versammelten sich regelmäßig am Grab. Ich habe den Eindruck, dass die Menschen ein gutes Gespür dafür hatten, was ihnen bei der Verarbeitung ihrer ganz persönlichen Trauer helfen konnte. Es war ein lebendiges Erinnern.
Schon in den über 2000 Jahre alten Texten der Bibel wird berichtet, was die Menschen alles getan haben, um mit dem Verlust eines geliebten Menschen fertig zu werden. Im Matthäusevangelium kann man nachlesen: Da fragt ein Mann namens Josef nach dem Leichnam des gekreuzigten Jesus. Er „nahm den Leib und wickelte ihn in ein reines Leinentuch und legte ihn in sein eigenes neues Grab“. Später machen sich noch zwei Frauen auf den Weg und reiben Jesus mit kostbaren Ölen ein. Jesus bekam also frische Kleidung und eine besondere Körperpflege für die letzte Ruhe.
Dabei wird eines für mich klar: Alle drei haben Jesus nicht nur die letzte Ehre erwiesen. Ihr Handeln hat ihnen schließlich auch geholfen, den Tod Jesu zu begreifen. Das lässt sich auch in die heutige Zeit hinein übertragen. Und es wird spürbar, was es bedeutet, wenn Menschen in einem Grab beigesetzt sind: Ich weiß, dass hier die geliebte Person liegt. Hier habe ich einen konkreten Ort, an dem ich mit dem Verstorbenen in Verbindung treten kann. Hier ist Platz für meine Trauer, meine Freude, meine Gedanken - und all das, was vielleicht zu Lebzeiten unausgesprochen blieb.

So markiert das Grab den Tod in unserem Leben und ist gleichzeitig der Ort der Hoffnung auf Auferstehung.

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