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Kennen Sie Haindling? Nicht den Ort Geiselhöring, kurz „Haindling“, sondern die Band? Die singen boarisch (bayerisch) und haben da so ein schönes Lied: „Bayern, des samma mia, Bayern und des bayrische Bier. Bayern, das Reinheitsgebot, des is unser flüssiges Brot.“

Falls Sie dazu Humpf-Tata-Musik einer Trachtenkapelle erwarten, irren Sie sich: Da wird die Peking-Flöte mit afrikanischen Trommeln gemischt, nur gelegentlich hört man auch mal ein typisch bayerisches „Humpf-Ta-Ta“.

Typisch bayerisch, das ist in Bayern gar nicht so einfach: Da gibt es die Altbayern, die Schwaben und die Franken und wer ein echter Franke ist, der lässt sich nicht als Bayer bezeichnen. Das bayerische „boarisch“ versteht man in der Oberpfalz gerade noch so, für Franken und Schwaben könnte man aber auch gleich plattdeutsch sprechen, das ist „ghupft-wia-gsprunga“, also vollkommen austauschbar.

Typisch bayerisch, das ist doch auch typisch katholisch. So meint man zumindest außerhalb von Bayern. Und bewegt man sich in Altbayern, also im Gebiet südlich der Donau und östlich von Schwaben, dann ist das auch richtig. Doch in Franken ist fast alles evangelisch. Nürnberg hat sich ja schon 1532 für den evangelischen Glauben entschieden, in Augsburg und Coburg war Luther persönlich.

Doch sogar in Franken gibt es katholische Gegenden. Zum Beispiel dort wo ein katholischer Bischof residiert, wie in Bamberg. In manchen südbayerischen Städten hat der Protestantismus erst nach dem zweiten Weltkrieg mit den Flüchtlingen Fuß gefasst. Bis in manche Dörfer ist er bis heute nicht wirklich vorgedrungen.
Sie sind verwirrt? Recht so. Dann haben Sie das Wichtigste an Bayern schon verstanden: Das, was in dem einen Ort so ist, muss in dem anderen Ort noch lange nicht so sein. Und so findet sich auch eine breite Vielfalt der evangelischen Tradition: Unsere Kirchen heißen von „Argulakirche“ bis „Zur Lieben Frau“, in Unterfranken spielen mehr Posaunenchöre als in Niederbayern, im Osten Bayerns gibt es keine evangelischen Autobahnkirchen und wer in Straubing Kirchensteuer zahlt, wird auf Grund des Laufes der Geschichte neuerdings in Nürnberg verwaltet.

Und so fragt man sich, wieso Gott eigentlich nach der babylonischen Sprachverwirrung die Menschen in „alle Länder zerstreute“, wenn es in Bayern doch schon kompliziert genug ist. Vielleicht deswegen, damit Haindling nicht nur Posaune und Tuba, sondern auch afrikanische Trommeln und Peking-Flöte spielen kann.

 

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