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Der Zweifel, wie ich ihn kenne, hat viele Gesichter.

Da gibt es leichte Unsicherheiten, die in mir wach werden, wenn ich beim Bibel Lesen über ein Wort, einen Satz einen Gedanken stolpere. „Du weißt ja gar nichts“, höre ich eine Stimme in mir flüstern. Ich versuche, für mich Antworten zu finden, und doch bleibt mir manches fremd und unverständlich.

Da gibt es Fragen, die immer wieder hochkommen. Sie nagen an mir, mal mehr, mal weniger stark, und ich finde keine Antwort. „Warum lässt Gott das zu? Wie kann das alles einen Sinn haben?“, drängt eine Stimme zur Antwort und in mir bleibt es stumm. Ich versuche, die Zuversicht nicht zu verlieren, und doch es gelingt nicht immer.

Und da gibt es tiefe, erschreckende Angst, die mich als Strudel mit sich in den Abgrund reißt. Eine eiskalte Hand greift nach meinem Herz und alles, was ich zu wissen glaube, und was ich bin, wird unscharf und unwirklich. Nichts ist mehr außer Leere und Sinnlosigkeit. Alleine und zitternd bleibe ich zurück.

Der Zweifel, wie ich ihn kenne, hat viele Gesichter und meistens wünschte ich, ich würde sie nicht kennen. Und doch gehört er zu mir, zu meinem Leben und zu meinem Glauben und er wird wohl nie ein Unbekannter für mich werden.

Es tröstet mich, dass auch Martin Luther und die anderen Reformatoren den Zweifel kennen. Sie zählen ihn sogar zu den Kennzeichen eines Lebens mit Gott. Es ist menschlich, dass wir zweifeln, oder wie Luther sagt, Anfechtungen erfahren. Entscheidend ist, dass das uns nicht von Gott trennt. Genau so, als Zweifelnde, Hadernde, Ängstliche sind wir von Gott angenommen. Wir müssen nicht alles perfekt wissen und verstehen, nicht perfekt sein, um zu Gott zu gehören.

Meine Unsicherheiten, meine Fragen, meine Ängste, ich flüstere, rufe, bringe sie in stiller Ohnmacht vor Gott. Und weiß, sie und ich gehören zu Gott. Wir sind bei ihm aufgehoben.

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