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Passion: leiden, etwas passiv über sich ergehen lassen, weil aktiv nichts zu machen ist – niemand will das. Und so wichen die Jünger dem Leiden aus, als es Jesus immer mehr an den Leib rückte: Sie flohen bei der Verhaftung und ließen Jesus im Leiden allein. Und Petrus tat so, als kenne er Jesus nicht – aus Angst, selbst leiden zu müssen.

Aber ein Mensch, so erzählt das Markusevangelium, macht es anders: eine Frau. Zwei Tage, bevor Jesus verhaftet wird, salbt sie ihn mit kostbarem Öl. Jesus nennt das „eine schöne Tat“. Er sagt: „Sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt für mein Begräbnis.“ Während die Jünger schreien: „Was für eine Verschwendung!“, spricht die Frau mit der vorgezogenen Totensalbung das nahe Leiden an.

Die Jünger ergehen sich in Aktionismus: „Man hätte das Öl verkaufen und das Geld den Armen geben sollen!“ Sie wollen nicht wahr haben, was passieren wird. Die Frau aber weicht der kommenden Ohnmacht nicht aus. Mit Berührung und Salbung durchbricht sie Jesu Einsamkeit angesichts des Todes. So wie Jesus Menschen in ihrem Leiden zur Seite gestanden ist, tut sie es bei ihm. Sie zeigt, dass sie gut findet, wofür er sein Leben einsetzt.

Mit der Salbung tut die Frau aber noch mehr. Sie salbt Jesu Kopf. Die Kopfsalbung war damals eine Rechtshandlung. Mit ihr wurde jemand zum König gesalbt. So macht die Frau Jesus zum „Gesalbten“. Auf Griechisch: zum „Christus“. Aber was ist das für ein „Gesalbter“! Kein mächtiger König, sondern einer, der unter den Machthabern leiden wird.

Ist die Frau verliebt ins Leiden? Masochistin oder Sadistin? Ganz im Gegenteil! Sie setzt etwas gegen das Leiden, aber gleichzeitig ist sie Realistin und sieht das kommende Leiden. Indem die Frau und Jesus im Leiden zueinander stehen, zeigen sie, dass die Wirklichkeit von Todesbeschluss und Verhaftung nicht in Ordnung ist. Und es klingt etwas von dem Geheimnis an, dass Jesus, der Christus, das Leiden auf sich nimmt, damit niemand im Leiden allein sein muss.

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